KERBEN
Aus leichten Einschnitten werden stark betonte Kerben, bereit die Farbe aufzunehmen.
So wie die Farben der Ölbilder die Kupferdrucke beeinflussten, ist die Technik des Kupferschneidens jetzt ein Teil bei der Arbeit mit Öl: Die glatte Oberfläche einschneiden, Farbe einbringen damit die Einschnitte ihre Kraft entfalten können, während sie zugleich in der Farbe schweben.
– Christine Supersaxo
11.2023
Und wie das Leben sich immer bewegt und nie stillsteht, weicht auch der Kreis ein wenig zurück – er macht Platz damit die Gravur in meine Ölgemälde einfliessen kann:
DIE EINSCHNITTE
Einschnitte erscheinen auf eher einfarbigen HDF-Platten, manchmal mit Akzenten in einer kräftigen Farbe.
Dieses Bedürfnis, die verschiedenen, im Laufe der Jahre erlernten Methoden auf einem einzigen Medium zu konzentrieren: immer diese Lust zu spielen, zu sehen was machbar ist und einen neuen Aspekt meiner Kreativität zu entdecken!
Aber auch ein Bedürfnis, die Dinge zu konzentrieren, zusammenzuführen.
– Christine Supersaxo
11.2022
Die Bedeutung des Titels "Monaden" für meine neue Bildserie.
Der Kreis war in meiner kreativen Arbeit immer präsent und in der neuen Serie von Ölgemälden auf HDF spielt er eine wesentliche Rolle. Ich nenne diese Serie "Monaden", ein Ausdruck der aus der Philosophie stammt.
Die Philosophie definiert, dass "Die Monade" eine absolute, unteilbare und vollkommene Einheit ist: das Eine, und "die Monaden" die minimale Einheit symbolisieren: den Menschen, ebenfalls unteilbar und allein.
Jedes Element ist eine Monade und als solches ein Spiegel des Universums.
Der Lockdown von 2020 hat in mir dieses Bild der Monaden geweckt: Wir können uns gegenseitig helfen, uns begegnen, aber nie wirklich eins sein.
– Christine Supersaxo
08.2021
Vergeistigte Formen
Die Farbe ist der Engel des Lichts, sagten frühe orientalische Philosophen, und die Form, sagen wir, ist der Engel des Geistes, der sich verkörpern will. Christine Supersaxo wählt die fundamentalsten Formen – Quadern und Rechtecke, Kreise und Ellipsen –, weist ihnen Farbe zu und ordnet sie geschickt im Raum an. In ihren Gemälden begegnen sich Innen und Außen, Himmel und Erde, Chockma (Geist) und Binah (Form). Binah, die Große Mutter der jüdischen Kabbala, regiert den „Pfeiler der Strenge“. Auch Christines Bilder sind streng und haben Kraft, da sie in starken, ursprünglichen Farben gemalt sind. Sie stehen außerhalb der Zeit und der Sprache.
Oft hat die Künstlerin Zwillingsbilder gemalt – zwei mit schwarzen großen Kreisen hingen in einem alten Haus in St. Gallen und blicken sich nun in einer großen Dachwohnung bei Zürich an, und gerade die Unschärfe ihrer Ränder lässt sie pulsieren.
Zwei hohe Bilder mit tiefblauen Rechtecken, flankiert von schwarzen Flächen, zieren ein Apartment im deutschen Markgräflerland, und da ist es die Textur des Blaus – wie Adern auf Haut –, die besticht sowie die Anordnung der Partnerflächen. Die „Zwillinge“ führen einen Dialog über Ähnlichkeit und Verschiedenheit sowie Anfang und Ende, die sich berühren; es gibt keine Zeit. Christines Gemälde sind oft die Seelen ihrer Räume. Die Bilder haben eine stille Präsenz wie Engel: unaufdringlich, bereit und beredt, wenn man sich ihnen zuwendet.
- Manfred Poser
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